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Roccofant®: Wegbegleiter für die letzte Reise

 

Als Jana ihren ersten „Roccofanten“ geschaffen hat, war ihr noch nicht klar, dass diese in Handarbeit gefertigten Stofftiere aus der Kleidung geliebter Menschen ein wichtiger Beitrag in der Trauerarbeit sein könnten: „Der erste Roccofant war ein Stoff-Elefant

, den ich meinem Bruder Rocco aus Kleidungsstücken von Ihm, von mir und von unserem verstorbenen Vater genäht habe, als er ihn einer schweren Krisensituation ganz besonders gebraucht hätte.“ Damit wollte sie dem Schmerz über den Verlust des Vater entgegenwirken. Für Ihren Bruder ist der Roccofant auch heute noch ein ständiger Begleiter und in wiederkehrenden Momenten der Trauer ein geduldiger Zuhörer.

Das war im Jahr 2011. Noch heute, sieben Jahre später, ist die Upcycling-Künstlerin aus Xanten immer wieder erstaunt, zu welchen Gelegenheiten ihre Figuren, die immer freundlich daherkommen, bei Ihr in Auftrag gegeben und häufig verschenkt werden. Jedes Tier ist einzigartig, individuell aus Lieblingskleidung geliebter Menschen und handgearbeitet mit viel Liebe zum Detail.

Bald stellte sich heraus, dass es gerade Schicksalsschläge waren, die zahlreiche Betroffene dazu brachten, einen Roccofanten anfertigen zu lassen.„Es ist wichtig, auch nach dem Tod eines geliebten Menschen die Erinnerung an Ihn, im wahrsten Sinne des Wortes, „greifbar“ zu halten“, sagt sie aus Ihrer Erfahrung heraus. Dabei dachte sie zunächst an die schönen Momente des Lebens, zu denen der Roccofant ein Erinnerungsstück sein sollte: Geburt, Hochzeit und andere Lebensereignisse standen zunächst im Vordergrund.

So kamen immer wieder Aufträge für Stofftiere, die als Erinnerung an geliebte Menschen bei deren Angehörigen als „Tröster“ dienen sollte. Jedes dieser Tiere sollte die Verbindung zu einem Verstorbenen symbolisieren. Deshalb verwendet Jana als Material für die Roccofanten Stoff aus deren Kleidung: „Die Kleidung eines Verstorbenen hält noch lange Zeit den Geruch des geliebten Menschen in sich, auch wenn das bewusst nicht mehr wahrzunehmen ist.“ Die Künstlerin empfiehlt aber gleichzeitig immer, eigene Kleidungsstücke hinzuzufügen, so dass die Verbindung symbolisiert wird.

Immer versucht Jana Hellekamps dabei, herauszufinden, was für ein Tier jeweils passend ist, so dass viele verschiedene Tierfiguren im Laufe der Zeit entstanden sind, die oft auf Eigenarten und Vorlieben des Verstorbenen Bezug nehmen oder der besonderen Beziehung zu ihnen gerecht werden. Ohnehin ist das Gespräch mit den Auftraggebern der Künstlerin wichtig, damit ihre Werke einen möglichst persönlichen Charakter erhalten. Jedes Stofftier erhält zudem bei seiner Fertigstellung ein kleines Herz aufgestickt.

Dass auch von Eltern von Sternenkindern immer wieder Anfragen für ihre Tröster an sie herangetragen werden, hält sie für nachvollziehbar: „Wenn Eltern einem Sternenkind ein Stofftier mitgeben, dann steht dahinter meistens der Wunsch, es auf seiner letzten Reise nicht allein zu lassen. Es entsteht das Gefühl, dem Kind etwas von sich mitgegeben zu haben. Das kann eine wichtige Hilfe auch für die Trauerarbeit der zurückbleibenden Eltern sein“ weiß Jana, die Psychologie studiert hat, und sich im Laufe einer schweren Krankheit oft mit der Thematik des Sterbens konfrontiert sah, „Gleichzeitig kann es auch den hinterbliebenen Eltern eines Sternenkindes helfen, für sich ein Stofftier als greifbare Erinnerung zu haben“. Hier kommen dann neben Schwangerschaftsbekleidung der Mutter auch die für das Kind gekaufte Kleidung in Frage. Während die Stofftiere für die Eltern in unterschiedlichen Größen angefertigt werden können, ist der Wegbegleiter für ein Sternenkind üblicherweise etwa 20 cm groß. Diese kleinen Figuren sind weitaus schwieriger anzufertigen und deshalb nur als Hund, Katze, Maus oder Hase erhältlich. Eines ist dabei allen Roccofant-Stofftieren gemeinsam: Sie alle sehen freundlich aus. Jana Hellekamps dazu: „Auch wenn der Anlass traurig ist, meine Stofftiere sollen ein Wegbegleiter sein, der Zuversicht, Freundlichkeit, ja vielleicht sogar Freude ausstrahlt. Kurzum: Sie sollen der Trauer ein Lächeln schenken“.